Wien

Ich hocke in der Gasse, die beherbergt, was ich hasse
Das Gewäsch und das Geheul, Tauben gurren, Hunde murren
Dann schau ich auf die Uhr, sie schaut zurück, sagt: Du mich auch
Die Silhouetten fremder Leute eingehüllt in dichten Rauch

Das ist dada, das ist nicht wahr
Das ist Nebel, der macht alles Klare unklar
Praterhuren, die sich ohne und von hinten nehmen lassen
Ins Gebüsch auf Zehenspitzen, in den Rausch gebrauchter Spritzen

Und es gibt keine Lösung, es gibt nur Probleme
Es gibt keine Deutung der Schuld und der Häme
Es gibt den Verfall, den Verlauf gibt es nicht
Es gibt das, worüber man unentwegt spricht

Und die Welt schweigt ihre Weisheit
Und mit Seemannsgarn gefesselt ist die Wahrheit
Hin und her und her und hin in einer Tour
Moll oder Dur, oder wer weiß schon, was es heißt

Und du willst es gediegen
Bitte, bitte ganz brav
Und ich will kommen, sehen, siegen
Ich will auch meinen Spaß

Wien, oh, Wien
Sag, siehst du mich
Wien, oh, Wien
Ich oder du, du oder ich, ich oder

Wir schlafen, wenn wir tot sind, und bis dahin sind wir wach
Spielen Stadt-Land-Fluss mit Sucht statt Land
Heben ab, legen auf, schenken ein, trinken aus
Machen nach, geben vor, und dann durch das Tor

Wir nehmen mit, wer mitgeht, wer nicht mitgeht, geht nicht ab
Keine Lust, auf irgendwen zu warten, Zeit ist knapp
Wir ziehen weiter, reihen uns in der Überholspur ein
Finden endlich, was wir suchen, das kann doch so schwer nicht sein

Unsere gähnend leeren Gesichter tapezieren die kahlen Wände
Der Lokale, die gemieden und gemeint sind, wenn wir reden
Über Orte, die uns meinen, über Lichter, die uns scheinen
Über das, was war, bist du dort, bist du da

Schlecht gelaunt und gut photographiert
Ich hab’s kapiert, ich bin ertappt, mir sind die Energien verknappt
Man hat uns längst aufgegeben
Verschnürt, frankiert, verzollt

Und ihr wollt es gediegen
Bitte, bitte ganz brav
Und wir wollen kommen, sehen, siegen
Wir wollen auch unseren Spaß